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Everysize: Einmal Fernsehen und zurück

Wer sich einsetzt, setzt sich aus. Er muss das Urteil der anderen ertragen und manchmal auch ganz schön viel Gegenwind. Denis Falkenstein und seine Mitgründer von everysize wissen, wovon ich spreche. Mit ihrer Idee, eine Plattform anzubieten, auf der man diverse Onlineshops mit einem Klick nach Sneakern in der eigenen Größe durchforsten kann, haben sich die Jungs in die „Die Höhle der Löwen“ gewagt – und sind, zumindest augenscheinlich, grandios gescheitert. Ich habe mit Denis darüber gesprochen, wie es sich anfühlt, vor Millionen von Zuschauern sprichwörtlich zur Schnecke gemacht zu werden und erfahren, warum sich der Auftritt für ihn und sein Team trotzdem richtig gelohnt hat. Weil es auf dem Dach der Höfe am Brühl im Dezember echt ungemütlich ist, habe ich das Interview diesmal ganz bequem online vom Sofa aus geführt – im Café Satz bei uns im LVZ-Gebäude.

Denis, bei „Die Höhle der Löwen“ musstet ihr ordentlich Kritik von Investor Frank Thelen einstecken. Im Fernsehen wird natürlich ziemlich viel zusammengeschnitten und dramatisiert. Wie ging es dir, als ihr den Ausschnitt zum ersten Mal gesehen habt?

Wir waren schon etwas überrascht, wie viel rausgeschnitten wurde, wussten aber auch, worauf wir uns einlassen und dass es im Fernsehen eben vorrangig um Entertainment geht.

Am Abend der Ausstrahlung hatten wir für Freunde und Familie eine Bar gemietet, um über den Beamer gemeinsam die Folge zu schauen. Auf einem Tisch neben der Leinwand hatten wir noch einen Bildschirm aufgestellt und den Google Real Time Report von everysize laufen lassen. Unser Pitch war noch nicht mal fertig und man konnte bereits beobachten, wie der Report schon beim Aktualisieren der Zugriffszahlen ins Stocken kam. Diesen Ansturm zu sehen, war ein toller Moment. Ich bin aufgesprungen, habe meinen Laptop geholt und nur noch Augen für den Traffic gehabt.

Wie hat euer unmittelbares Umfeld darauf reagiert?

Familie und Freunde wussten schon, dass wir keinen Deal bekommen haben. Unsere Familien waren dann trotzdem kurz etwas überrascht über die Darstellung im TV. Eltern nehmen sowas aber vielleicht auch ganz anders auf als man selbst. Ich denke, es war wichtig für uns, uns vorab gut Gedanken darüber zu machen, was es für uns persönlich heißt, bei „Die Höhle der Löwen“ mitzumachen. Die Verträge habe ich mir in Ruhe angeschaut: Kann ich damit umgehen, überhaupt keinen Einfluss darauf zu haben, wie ich vor knapp drei Millionen Menschen im TV dargestellt werde? Kann ich bis zur Ausstrahlung Stillschweigen darüber wahren, dass wir teilgenommen haben? Wenn man all diese Dinge betrachtet, ist es sicher kein geringer Preis, den man hinlegt – aber wir haben ihn gerne gezahlt.

Was haben die Zuschauer durch den Zusammenschnitt nicht erfahren?

Unser Pitch ging circa 1,5 Stunden. Ausgestrahlt wurden 10 bis 15 Minuten. Da müssen Szenen rausfliegen – das ist verständlich. Nur leider wird oftmals genau hier eine Geschichte anders erzählt, als sie eigentlich stattgefunden hat. In so gut wie jeder Folge führen die Gründer die Löwen durch ihre Zahlen. Das ist so eine der Fragen, die immer aufkommt. Auch bei uns. Im Nachhinein bin ich darüber nicht überrascht, dass diese Szene bei uns rausgeschnitten wurde. Es hat nicht so gut zu Franks Aussagen gepasst, dass wir keine Ahnung haben.

Würdest du sagen, dass ihr selbst auch Fehler gemacht habt?

Wir haben recht langweilig gepitcht, ja. Mit unserem Pitch haben wir nicht für Unterhaltung gesorgt und sind auch nicht mit leuchtenden Sohlen durchs Studio gesprungen. Aber wir haben dafür gesorgt, dass jeder Zuschauer vor dem TV in diesem Moment genau versteht, wie er unser Produkt nutzen kann – ähnlich wie bei einer PowerPoint Präsentation.

Habt ihr euch denn inzwischen mit Frank Thelen wieder versöhnt? Gab es hinterher noch eine Aussprache?

Nachdem du aufgenommen wurdest, gehst du durch diese große Türe auch wieder raus und wirst dort nochmal kurz interviewt. Die fünf Löwen stehen auf, gehen sich umziehen oder einen Kaffee trinken. Oder machen Pressefotos mit ihren „gemachten“ Deals. Wir haben also im Anschluss an unseren Pitch mit keinem der Löwen mehr gesprochen. Und auch niemanden gesehen. Das ist dann recht unromantisch alles.

Trotzdem zieht ihr heute ein positives Resümee.

Der Auftritt hat sich super gelohnt! Es waren während der Ausstrahlung bis zu 120.000 Leute gleichzeitig auf everysize. Damit konnten wir einen neuen „DHDL“ Rekord aufstellen. Über den ganzen Abend haben mehr als 250.000 Besucher nach Sneakern bei uns gesucht. Die Zwei-Millionen-Marke was die Page-Views betrifft, haben wir nur knapp verfehlt. Teilweise sind unsere Partner-Shops offline gegangen, weil sie dem weitergeschickten Traffic nicht standhalten konnten. Wir konnten zudem eine Menge Fans und Follower auf unseren Social-Media-Kanälen gewinnen. Und das Beste daran: Es handelte sich nicht nur um einen heftigen Peak und dann war alles beim Alten, sondern wir konnten uns durch gut geplantes Marketing auf einem stabilen Level halten.

Das klingt ein bisschen, als ob ihr den Auftritt vor allem als PR-Maßnahme geplant habt?

Natürlich auch, ja. Jeder der behauptet, er nehme nur wegen der Investoren und nur weil er Kapital benötigt teil, lügt. Ganz einfach. Bis zu drei Millionen Zuschauer gleichzeitig zu erreichen, ist enorm. Zum Zeitpunkt der Aufzeichnung, Ende Januar 2017, war Frank Thelen als Investor auf jeden Fall eine Option für uns. Beim Dreh hat sich das Blatt dann relativ gewendet und es war mir schnell klar, dass das wohl einfach nicht passen würde. Die Aufzeichnung liegt inzwischen schon einige Zeit zurück – seitdem hat sich viel geändert und wir haben unsere Strategie in der Zwischenzeit auch angepasst. Nachdem wir ohne Deal aus dem Dreh gekommen sind, war klar, dass wir schnellstmöglich unsere IT-Struktur aufbauen müssen und uns auf eine mögliche Ausstrahlung vorbereiten müssen, um nicht vom Ansturm überrumpelt zu werden und offline zu gehen. Wichtig war auch, aus der gewonnenen medialen Aufmerksamkeit den größtmöglichen Benefit zu ziehen und durch geschickte Marketingaktionen auf verschiedenen Kanälen optimal zu nutzen.

Wenn du die Zeit zurückdrehen könntest, würdest du wieder bei „DHDL“ mitmachen?

Auf jeden Fall! Mit einem Produkt, das zu dem Format passt, würde ich wieder teilnehmen, klar. Dort aufzutreten, ist eine unbezahlbare Möglichkeit, sein Produkt einem breiten Publikum zu präsentieren. Man darf nur nicht vergessen, dass dahinter auch ein Haufen Arbeit steckt, die nicht zu unterschätzen ist. Die Vorbereitung hat uns sehr viel Zeit und Nerven gekostet. Und auch die Zeit nach dem Dreh bis zur Ausstrahlung im Oktober war eine Achterbahnfahrt, da man die ganze Zeit über darauf wartet, eine Zusage zu bekommen, dass man sicher ausgestrahlt wird. Und das war bei uns erst zwei Wochen vorher der Fall.

Inzwischen seid ihr mit anderen Investoren im Gespräch. Inwiefern unterscheiden sich diese Verhandlungen von der Situation bei „Die Höhle der Löwen“?

Das sind zwei unterschiedliche Welten. Heute treffen wir uns mit Investoren in einem Büro oder Café in einer entspannten Atmosphäre und man lernt sich erst mal kennen. Die Situation bei „DHDL“ ist schon sehr real, so wie es im Fernsehen dargestellt wird. Man kommt da hin, läuft durch die große Türe, pitcht ohne die Löwen davor gesehen oder gesprochen zu haben und beantwortet die Fragen der Investoren. Dennoch stehen links von einem gefühlt 20 Kameras aufgebaut und aus allen Ecken strahlen dich Scheinwerfer an. Ich habe mich auch ziemlich anders verhalten, als ich sonst eigentlich bin. Das haben mir danach super viele Leute gesagt, die mich kennen oder kennengelernt haben. Ich habe mich im Studio anders ausgedrückt, ich habe anders nachgedacht. Ich denke, das hat einfach mit der Erfahrung zu tun, die man eben schon vor TV-Kameras hat oder nicht.

Hast du noch einen Tipp für unsere Leser, die selbst planen, sich mit einer eigenen Geschäftsidee vor großem Publikum zu präsentieren?

Ich sehe mega viele Veranstaltungen in allen Städten und Dörfern zum Thema Startup und Gründung. Alles scheint sich darauf zu konzentrieren, etwas zu gründen. Und wenn man jetzt gerade keine Idee hat, dann pitcht man einfach irgendwas. Diese Bewegung verstehe ich nicht ganz und rate anderen Menschen, die gründen wollen, immer: Macht euch gut Gedanken und startet diese Journey erst, wenn ihr es zu 100 Prozent ernst meint und für eure Idee brennt.

Titelfoto: Christina Wille, Teamfoto: Memo Filiz, Einzelfoto: Denis Falkenstein

 

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aschwerin

Ein Kommentar

  1. Tom

    Ich habe den Auftritt gesehen und war geschockt! Schön etwas über die Hintergründe zu lesen!

    Liebes Everysize-Team, macht weiter!

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