„Ab wann darf mein Kind online gehen?“ – Ich selbst bin zwar noch keine Mama. Aber in meinem Freundeskreis wird diese Frage schon heiß diskutiert. Und natürlich scheiden sich die Geister. Ich vertrete die Position, dass Kinder möglichst viel draußen in der Natur spielen sollten. Gleichzeitig denke ich, dass Medienkompetenz wichtig ist. Sie bereitet Mädchen und Jungs auf die tatsächlichen Anforderungen unserer Gesellschaft vor und schützt vor den Gefahren, die das Internet ohne Zweifel birgt. Schon allein vor diesem Hintergrund fand ich die Touchscreens, die diese Woche im STARTER SPACE für Kinder ab 6 Jahren aufgestellt wurden, erst einmal interessant. Hinter den bunten Kästen steckt das Startup TinkerToys. Die Idee der Gründer: Über eine unkomplizierte Oberfläche können Mädchen und Jungs ihr eigenes Spielzeug entwerfen, das anschließend per 3D-Drucker ausgedruckt wird. Auf dem Dach der Höfe am Brühl hatte ich die Gelegenheit, mich mit Marko Jakob über das Konzept und die Kritik daran zu unterhalten.
Marko, euer Startup dreht sich um Spielzeug. Seid ihr selbst noch so große Spielejungs?
Auf jeden Fall! Wir sind Sechsjährige, gefangen im Körper von Dreißigjährigen! Wir drei Gründer lieben Spielzeug. Einer von uns hat sogar Spielzeug-Design studiert. Der andere ist Tüftler und Ingenieur. Und ich bin als Betriebswirtschaftler zwar nur für die Zahlen und Fakten zuständig, aber mag es zum Beispiel auch sehr, mit Robotern zu spielen.
Dass Kinder per 3D-Druck bei euch ihr eigenes Spielzeug herstellen können, lesen viele Eltern bestimmt zum ersten Mal. Wie seid ihr auf diese Idee gekommen?
Mein Mitgründer Sebastian hat sich an der Uni Magdeburg mit dem ganzen Thema 3D-Druck befasst. Er hat oft Kritik geerntet, als er seine ersten 3D-Drucker gebaut hat. Meistens wurde despektierlich gesagt: „Na, damit kann man doch nur Spielzeug drucken.“ Irgendwann saßen wir hier in Leipzig in Bierlaune zusammen und haben uns gedacht: „Mensch, wenn immer alle sagen, ihr könnt nur Spielzeug mit dem Drucker drucken, dann machen wir halt Spielzeug!“ So ergab sich das Geschäftsmodell.
Erkläre doch mal kurz, wie das Ganze funktioniert.
Die Eltern bzw. die Kinder zwischen 6 und 14 Jahren kommen in den STARTER SPACE, setzen sich an eine unserer Design-Stationen und kriegen einen Schlüssel vom Personal. Da ist ein Code drauf und der wird eingegeben. Dann kann das Kind anfangen, ein Spielzeug zu gestalten – egal, ob ein Einhorn, ein Auto oder was auch immer. Das Ganze wird dann abgespeichert. Das Spielzeug kann anschließend sofort gedruckt werden. Es ist aber nicht so, dass die Kids es direkt mitnehmen können. Wir schicken das Spielzeug rund zwei Tage später in den STARTER SPACE, wo die Familien dann vorbeikommen, um es mitzunehmen. Mit dem Code, den das Kind am Anfang bekommen hat, kann es sein Spielzeug übrigens auch von zuhause aus weitergestalten.
Weitergestalten heißt, das Kind kann dann noch Zusatzteile entwickeln? Zum Beispiel eine Figur, die ich ins Auto setzen kann?
Ganz genau.
Eure Idee hat sicher einen pädagogischen Wert. Gibt es denn auch Kritiker?
Kritik hören wir relativ häufig. Wir haben darauf zwei Antworten. Die erste ist: In unserem heutigen Alltagsleben und auch später in der Arbeitswelt werden die Kinder nicht mehr um diese Techniken herumkommen. Deshalb ist es wichtig, dass Kinder, wenn sie schon mit solchen Dingen wie Touchscreen und Tablet in Berührung kommen, sehen, dass man diese sinnvoll nutzen kann. Dass damit Werte geschaffen werden können. Wir haben ja die Verbindung zwischen digital und analog, sodass man das Spielzeug dann auch physisch in der Hand hält. Man muss sich das so vorstellen wie früher das Töpfern. Wenn das Kind früher zum Töpfern geschickt wurde und eine Tasse geformt hat, war die vielleicht nicht so schön, aber sie war selbst gemacht. Und das Kind hat gelernt: „Ich kann mit meinen Händen etwas herstellen.“ Genau diesen Ansatz versuchen wir in der digitalen Welt umzusetzen.
Und zum Zweiten sind wir in einer Kommission des Bundestags und helfen dort, das digitale Lernen an Schulen voranzubringen. Unsere Software wird mittlerweile an drei Schulen eingesetzt, z.B. in den Bereichen Mathe, Geometrie und Kunst, um den Kindern zu zeigen, was mit digitalen Medien heute möglich ist.
Wie sieht denn das Feedback der Kinder aus?
Super! Es ist in der Tat so, dass die Kinder heute mit diesen Medien aufwachsen und das alles als total normal betrachten.
Die Design-Stationen von TinkerToys dürfen übrigens explizit auch von großen Kindern genutzt werden. Also, kommt bald im STARTER SPACE vorbei und probiert es einfach selbst mal aus!
Großartige Ideen von großartigen Menschen. Danke für den Artikel!
Hallo Anne,
Ich möchte nicht despektierlich erscheinen aber was für ein Unsinn zu glauben, dass das Spielzeug eines 6-jährigen ihn im späteren Arbeitsleben hilft . Wahrscheinlich gibt es in 20 Jahren weder Tablets noch Touchscreens, schließlich benutzen wir heute wir heute auch keine Töpferscheiben mehr.
Die Fähigkeit kreativ zu sein hat mit den Werkzeugen die dabei benutzt werden absolut nichts zu tun, und die Kreativität wird mit dem hier beschriebenen Produkt durch den Einfallsreichtum (oder die -armut) der Programmierer beschränkt.
Vielen Dank für den interessanten Bericht, beste Grüße und geht mit Euren Kindern lieber raus in die Natur und töpfert wieder.
Lutz
Hallo Lutz,
vielen Dank Deinen konstruktiven Beitrag.
Ich bin grundsätzlich absolut bei Dir. Meine Aussage bezog sich weniger auf die Technik an sich. Du hast Recht, in 20 Jahren werden die „Tools“ vermutlich andere sein, Dein Vergleich mit der Töpferscheibe trifft dies sehr deutlich.
Allerdings bin ich der festen Überzeugung, dass innovative Techniken (wei bspw. der 3D-Druck) dazu beitragen können, kreative Potenziale von Kindern zu fördern. Jedes Kind ist anders. Einige töpfern vielleicht gern (auch heute ist das ja immer noch sehr beliebt), andere spielen vielleicht gern am Computer. Mit TinkerToys verbinden wir diese beiden Ansätze, indem wir eine digitale Komponente und eine analoge Komponente miteinander verbinden. Die Kinder lernen, dass sie mit einem Computer/Tablet/Smartphone mehr machen können, als Videos schauen oder spielen.
Nun zu Deinem eigentlichen Punkt. Kinder werden natürlich nicht durch ein Tablet oder eine Töpferscheibe auf das Leben vorbereitet. Allerdings lernen sie durch die Nutzung verschiedener Medien zahlreiche Kompetenzen. Diese Kompetenzen wiederum bereiten sehr wohl auf das Leben vor.
Weiterhin darfst Du unser Angebot nicht als Konkurrenz zur Natur sehen. Es geht nicht darum, Kinder am Bildschirm zu fesseln.
Ich freue mich auf Dein Feedback.
Marko von TinkerToys