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Accessoires in Bestform

Kreativität und Chaos gehen oft Hand in Hand. Nicht so jedoch bei Jenny Ullmann, Gründerin des Leipziger Labels RÅVARE. Jenny arbeitet hauptberuflich im technischen Bereich. Sie liebt Ordnung und Struktur, ist gleichzeitig aber ein ganz ideenreicher Mensch. Ihre Taschen und Rucksäcke spiegeln genau das wider. Sie sind ebenso schlicht wie praktisch und gerade deshalb interessant. Vor allem aber behalten sie in jeder Lebenslage ihre Form und Steifigkeit. Ich war neugierig, diese junge Frau zu treffen, die mir in mancher Hinsicht ähnelt und dann wieder so ganz anders tickt. Eigentlich hat Jenny Produkte geschaffen, die perfekt geeignet sind für Leute wie mich – die manchmal mit dem Kopf in den Wolken stecken und trotzdem einen perfekten Eindruck hinterlassen wollen. Auf dem Dach der Höfe am Brühl habe ich mehr über Jenny und die Geschichte hinter ihrer Arbeit als Designerin erfahren.

Designerin Jenny Ullmann

Jenny, inwiefern findest du dich selbst wieder in deinen Produkten?

Ich würde mich als einen klaren Menschen beschreiben. Ich bin auch relativ pragmatisch, aber trotzdem voller Ideen. So habe ich versucht, beides in die Produktentwicklung einzubringen.

Wie zeigt sich das im Detail?

Es gibt bestimmte Features, z. B. dass eine Tasche zum Rucksack transformiert werden kann oder dass man zwei verschiedene Stellen zur Lagerung seines Schlüssels hat. Ich bin selbst davon genervt, wenn es bei anderen Taschen kein vernünftiges Fach für Schlüssel gibt. Mein Ziel war es, das bei meinen eigenen Produkten anders zu machen – etwas zu erschaffen, das praktisch ist, aber trotzdem auch gut aussieht.

Kannst du für diejenigen, die deine Kreationen noch gar nicht kennen, kurz beschreiben, was es von dir gerade im STARTER SPACE zu entdecken gibt?

Ich fertige Rucksäcke, Taschen, Laptophüllen und andere kleine Accessoires aus Nadelfilz. Und zwar aus doppellagigem Nadelfilz. Hauptsächlich arbeite ich mit der Außenfarbe Grau. Sekundärfarben sind Orange oder Beige.

Warum gerade Nadelfilz? Das ist ja ein ungewöhnliches Material, das man sonst z. B. für Teppiche nutzt.

Der Nadelfilz hat die wesentlichen Vorteile, dass er formstabil, sehr leicht und strapazierfähig ist. Mir ist sehr wichtig, dass die Form des Produktes sich nicht verändert. Ich habe über einen längeren Zeitraum hinweg Prototypen entwickelt,  genäht und im Alltag getestet. Die einzelnen Taschen und Rucksäcke sahen zu Beginn noch ganz anders aus.

Wie haben sie sich unterschieden?

Ich habe zu Beginn z. B. nur einlagig gearbeitet. Beim Blick in den Rucksack ist mir dann aufgefallen, dass er von innen zu dunkel war. Das fand ich nicht praktikabel. Deshalb habe ich noch eine zweite Farbe hinzugefügt. Und die hat nicht nur das Design erweitert, sondern auch mehr Stabilität bewirkt.

 

Tasche von Ravare

Das funktioniert tatsächlich sehr gut. Aber wie bist du eigentlich dazu gekommen, dein eigenes Label zu gründen?

Ich wollte gern mit meinen Händen arbeiten und etwas (er)schaffen. Vor allem, weil ich in meinem Hauptberuf sonst viel am Schreibtisch sitze. Ich bin ein recht kreativer Mensch. Zu Beginn stand weder eine konkrete Produktidee fest, noch das Material. Das hat sich über die Zeit entwickelt. Ich habe Materialrecherche betrieben, bin mit noch offeneren Augen durch die Welt gegangen, habe Skizzen gemacht und angefangen, Prototypen zu entwerfen, anfangs im Mini-Format. Schlussendlich bin ich dann zum Filz gekommen und darüber schließlich zum Nadelfilz. Das war quasi ein Entwicklungsprozess. Ich habe gemerkt, dass der Nadelfilz sehr steif und praktisch ist, und das gefällt mir einfach gut.

Dass die Dinge ihre Form behalten.

Genau. Ich mag nicht dieses Beutelprinzip – dass man die Tasche loslässt und sie fällt ebenerdig in sich zusammen. Ich mag Ordnung und Struktur. Und das Material bietet das einfach.

In deinem Hauptberuf arbeitest du im technischen Bereich. Inwiefern beeinflusst das deine Arbeit als Designerin?

Ich habe versucht, eine gewisse Modularität und ein Bausteinprinzip in meine Produkte einzubringen. Wenn es z.B. eine Vordertasche gibt, sieht die immer gleich aus. Wenn es eine Innentasche gibt, sieht die auch immer gleich aus.

Das heißt, dass du auch im Design eine gewisse Ordnung herstellst und dabei gleichzeitig einen Wiedererkennungswert schaffst?

Genau. Das hat Prozesscharakter. Eine gewisse Standardisierung – auch wenn es ein handgemachtes Produkt ist – war mir wichtig. Standardisierung schafft Wiedererkennung. Und sie macht die Arbeit leichter.

 

Jenny Ullmann im Interview

Davon, dass Jenny Ullmanns Produkte nicht nur die Arbeit, sondern auch den ganz normalen Alltag erleichtern, könnt ihr euch im STARTER SPACE selbst überzeugen. Mich zumindest hat die Leipziger Designerin inspiriert, meinen Lieblingsbeutel schon der Form halber öfter mal gegen eine richtige Tasche auszutauschen.

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aschwerin

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