Kennt ihr auch dieses Gefühl, dass ihr manchmal gar nicht mehr so richtig mitkommt, wenn es um technische Neuerungen geht, die unsere Welt auf den Kopf stellen? Beim Thema „Blockchain“ ging es mir kürzlich so. Den Begriff hatte ich schon ab und an gehört. Was dahinter steckt, wusste ich jedoch nicht – und dass Blockchains demnächst ganz schön großen Einfluss auf mein Leben haben könnten, kann ich mir ehrlich gesagt immer noch nicht so richtig vorstellen. Laut Wikipedia sind Blockchains Datenbanken, bei denen die Informationen durch kryptografische Verkettung gegen nachträgliche Manipulation gesichert werden. Alles klar? Was das tatsächlich bedeutet und warum uns die neue Technologie – ob wir wollen oder nicht – berührt, haben Shreyansh, Franz und Max von AllBlock versucht, mir zu erklären.
Bei euch Dreien merkt man sofort, dass ihr wirklich für eure Arbeit brennt. Woran liegt das?
S: Ja, auf jeden Fall. Dezentralisation ist für uns auch persönlich ein wichtiges Thema: Die Dinge zu verteilen, sodass jeder Einzelne mehr Macht erhält. Im Moment ist vieles in der Welt eher zentralisiert. Wenn du z.B. das Internet betrachtest: So viele Daten lagern auf zentralen Servern. Dadurch können Webseiten umstrittener Bewegungen, wie etwa aus Kurdistan, schnell vom Netz genommen werden. Wir finden das falsch, wir möchten erfahren, warum diese Menschen für ihre Ziele kämpfen.
F: Unsere Idee ist es, Dinge so zu organisieren, dass du bestimmten Leuten schlicht nicht vertrauen musst, sondern dass vertrauen – oder nicht vertrauen – einfach gar keine Rolle mehr spielen. Das ist sozusagen die Philosophie der Blockchain- und Dezentralisierungsbewegung.
Und mit eurem Produkt liefert ihr die technische Basis, um Dezentralisierung zu ermöglichen?
M. Wir nutzen kryptografische Techniken, um ein Netzwerk zur Dezentralisierung zu kreieren. Unser Produkt Verify haben wir für die Authentifizierung von Dokumenten entwickelt.
Könnt ihr mir ein praktisches Beispiel geben, wo das relevant ist?
F. Klar. Dass sich die Eröffnung des neuen Flughafens in Berlin so lange hinzieht, soll z.B. zum Teil auch daran gelegen haben, dass einer der Ingenieure keinen vernünftigen Abschluss hatte. Er hat einen Job bekommen, für den er nicht qualifiziert war. Wir wissen nicht genau, woran das lag, aber die Vermutung liegt nahe, dass es damit zu tun hatte, dass es recht aufwändig ist, zu überprüfen, ob ein Zeugnis echt ist. Du musst die jeweilige Universität anrufen und dich auf einen langen Kommunikationsprozess einstellen. Angenommen, Universitäten nutzen unser Produkt, dann scannst du einfach einen QR-Code, der sich auf dem Zeugnis befindet und automatisch wird überprüft, ob das Dokument echt ist. Das ist ganz einfach, dauert nur zwei Minuten und dann hast du Gewissheit.
Mmh, klingt praktisch. Aber wie sieht es in puncto Datenschutz aus? Irgendwie macht mir das auch etwas Unbehagen.
M. Einige unserer Mitbewerber speichern die Dokumente auf ihren eigenen Servern. Wir haben für uns entschieden, dass sich die Daten nirgendwo anders befinden sollen, als dort wo sie bereits sind. Die Unis haben ja bereits die Informationen über dein Zeugnis und zusätzlich hast du die Information auf deinem Zeugnis selbst. Das sind die einzigen beiden Orte, wo sich die Daten befinden. Wir entwickeln eine Art kryptografischen Fingerabdruck. Das ist eine einzigartige Nummer, die zum jeweiligen Dokument gehört. Wir können feststellen, ob zwei Angaben identisch sind, ohne Informationen weiter zu verteilen.
S. Deine Daten sind dadurch nicht schlechter geschützt als vorher. Der Unterschied ist nur, dass du mehr Sicherheit hast, wenn du Angaben überprüfen möchtest.
Wie sieht es denn aktuell in Deutschland aus – werden diese neuen Möglichkeiten bereits genutzt?
F. Blockchains werden auf jeden Fall zunehmend relevant, z.B. im Bankensektor. Wichtig ist jedoch, sie korrekt anzuwenden, ansonsten kann das für die Banken einen erheblichen Machtverlust bedeuten. Und natürlich muss sich auch die Gesetzgebung daran anpassen.
M. In Deutschland gibt es einige größere Blockchainfirmen, die sich gerade entwickeln.
S. Im letzten Monat wurden 500 Millionen Dollar in Blockchain-Startups investiert. Die meisten von denen befinden sich allerdings nicht hier. Das macht eigentlich keinen Sinn, weil Deutschland viele junge, talentierte Leute hat, die sich damit befassen könnten.
Was hat euch selbst bewogen, euch mit diesem Thema zu beschäftigen?
F. Einer der Punkte, warum wir Verify entwickelt haben, war, dass unser System irgendwann auch interessant für intelligente Verträge sein könnte. Ein aufregender Aspekt an Blockchains ist, dass du auch Geld programmieren kannst. Du kannst sozusagen Verträge in das Geld „hineinprogrammieren“. Stell dir vor, du gibst jemandem Geld unter einer bestimmten Bedingung, z.B. dass er dafür etwas für dich besorgt, und das Geld würde quasi zerfallen, wenn er versuchen würde, es zweckzuentfremden. Du bist nicht mehr darauf angewiesen, dass irgendjemand irgendwas kontrolliert, weil das System alles automatisch abgleicht.
M. Das ist vor allem in Ländern wie Afrika oder Südostasien relevant, wo der Rechtsstaat nicht so stark ist.
Ein Tool gegen Korruption?
F. In vielen Lebenslagen ist man von Organisationen oder Behörden abhängig, die ja auch nicht unfehlbar sind. Angenommen jemand stiehlt oder veruntreut dein Geld, dann kann es durch Blockchains nutzlos gemacht werden.
Wann sind Blockchains für unsere Leipziger Leser relevant?
F. Blockains sind die Zukunft der Finanzwelt. Sie werden sie grundlegend ändern, ebenso wie die Informatik, die öffentliche Verwaltung und das Bildungswesen. Es gibt so viele mögliche Anwendungsfelder.
Wann werden wir das ganz konkret spüren?
S. Jetzt.
F. Blockchains haben schon jetzt Einfluss. Bei den Lesern, die sich nicht mit solchen Themen beschäftigen, könnte es vielleicht noch fünf oder zehn Jahre dauern, bis sie mehr davon mitbekommen.
Wenn ihr mehr über die Technologie erfahren wollt, besucht die Jungs doch mal im Basislager Coworking. Dort arbeitet das internationale Startup aus drei Leipziger Studenten in ihrer Zukunftswerkstatt an vielen innovativen Ideen für die Zukunft.
„Blockains sind die Zukunft der Finanzwelt.“ Spätestens mit dem nächsten, wiederholten Platzen der Bitcoinblase werden auch diese Herren sicher auf den Boden der Realitäten zurückgeholt. Frohes Erwachen. Übrigens wurde früher an den Unis Bildung vermittelt und heute Abschlüsse. Schön wenn die wenigstens fälschungssicher sind.
Fälschungssichere Uni-Abschlüsse? Wie bieder ist das denn! Mact mal was geiles, echt jetzt!
Studieren die Herren echt an der Uni? Man verwendet einfach die Verifikationsnummer von den Studienbescheinigungen!