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Sexy Recyling

Das Leipziger Startup binee macht Lust auf Mülltrennung

Wer seine Elektrogeräte über ihr Startup binee recycelt, ist deshalb nicht nur in puncto Umweltschutz und Political Correctness auf der sicheren Seite, sondern darf sich zusätzlich über einen Shopping-Gutschein freuen. Klasse Idee, finde ich! Selbst für Mülltrennungsmuffel könnte das ein echter Anreiz sein, zu einem der acht bestehenden Anlaufpunkte in Leipzig zu kommen und alte Handys, Toaster oder Radios gewinnbringend umzutauschen. Kurz vor ihrer großen Präsentation im STARTER SPACE in den Höfen am Brühl, die an diesem Donnerstag im Rahmen der Startup Safary stattfindet, haben sich die drei Gründer Zeit für ein kleines Interview auf dem Dach des Einkaufszentrums genommen.

Unser weltweites Müllproblem geht eigentlich alle etwas an. Trotzdem gibt es Menschen, die das ignorieren und andere, die sich engagieren. Was treibt euch persönlich an?

Martin: Zunächst einmal möchte ich sagen, dass Recycling nicht das Beste ist. Das Beste wäre Müllvermeidung. Die Leute, die leben, ohne Müll zu produzieren, sind eigentlich auf einem viel krasseren Weg als wir. Umweltschutz machen wir für Menschen. Damit Menschen gut leben können. Und ich finde, gut leben kann man eben nicht in einer Welt, die so ekelhafte Müllprobleme hat, wie wir sie global gerade überall sehen.

Marilu: Das Thema Mülltrennung gehört ja nicht unbedingt zu den Dingen, mit denen Menschen sich gern beschäftigen. Als Designerin hat mich interessiert, wie man dem doch etwas abgewinnen kann. Wie können wir solche kleinen alltäglichen Momente wie unsere Müllentsorgung so gestalten, dass sie angenehmer sind oder wir sie sogar als Bereicherung empfinden?

Flo: Ich habe mich besonders mit der Lebensdauer von Elektro-Produkten beschäftigt. Wenn man sich das näher anschaut, sieht man schnell, dass die meisten eigentlich viel zu kurzlebig sind und dass das auch am Design liegt.

Martin: Was uns verbindet, ist der Gedanke, dass wir nach unserem eigenen Wertesystem leben und arbeiten möchten. Wir wollen das tun, was sich richtig anfühlt und versuchen, die bestmögliche Lösung auch für alle anderen anzubieten.

Wie habt ihr zusammengefunden und wie seid ihr auf die Idee gekommen?

Martin: Die Idee zu binee ist bei einer zweiwöchigen Sommerschule der Münchener Hochschulen entstanden. Thema war „Löse das Müllproblem der Erde“. 35 Teilnehmer aus 28 Länder wurden dabei in bunt zusammengewürfelte Teams aufgeteilt. In unserer Gruppe haben wir uns gefragt: „Wie kriegen wir die Leute dazu, ihren Müll zu trennen?“ In Deutschland funktioniert das ja schon ganz gut – aber weltweit? Das Thema binee hat uns dann so begeistert, dass wir es nach der Sommerschule weiterverfolgen wollten. Wir haben drei Monate lang Anträge geschrieben und schließlich eine EU-Förderung erhalten.

Flo und ich hatten damals schon ein anderes Unternehmen. Wenn ich ihm von binee erzählte, meinte er immer: „Das hört sich spannend an!“ Und irgendwann habe ich dann verstanden: „ Achso, Flo will mitmachen.“ Marilu traf ich bei einer Konferenz in Budapest. Sie hatte als Designerin gerade eine smarte Mülltonne entworfen. Wir wollten unbedingt eine Designerin im Team haben, weil wir etwas machen wollten, dass so sexy ist, „that you wanna lick it!“ – Sachen, die dich beim Benutzen glücklich machen! Jetzt sind wir drei seit September 2015 gemeinsam unterwegs.

Marilu, hat das denn geklappt? Ist binee heute wirklich so sexy?

Marilu: Zugegebenermaßen ist unser Budget natürlich noch nicht so hoch. Aber unter den aktuellen Umständen finde ich, dass wir schon eine sehr gute Lösung haben. Es gab so viele Dinge zu bedenken: Unsere Sammelboxen sollen nicht nur nutzerfreundlich sein, sondern müssen auch den aktuellen Standards hinsichtlich Brandschutz und Versicherungen entsprechen.

Wie viel Elektromüll kommt denn im Moment schon bei euch zusammen?

Flo: Zur Zeit befinden wir uns noch in der Testphase. Bis zu deren Ende im Sommer wollen wir 600 Kilo sammeln und da sind wir schon auf einem guten Weg.

Martin: Wenn man es hochrechnet, bräuchten wir ganz schön viele binees, um die 200.000 Tonnen an Elektro-Kleingeräten zu sammeln, die in Deutschland jährlich weggeworfen werden, ohne dass sie jemand recycelt.

Wie geht der Prozess weiter, wenn ihr die Elektrogeräte eingesammelt habt?

Martin: Im Moment testen wir zwei Recycler, die die Elektrogeräte auseinander nehmen und in alle Einzelteile zerlegen.

Was kann denn zum Beispiel aus meinem alten Handy Neues entstehen?

Flo: Größere Teile wie der Metallschrott oder das Plastikgehäuse können direkt recycelt werden. Gold, Kupfer, Platin und Kobalt, die sich alle in Handys befinden, gelangen so zurück in den Verwertungskreislauf.

Martin: Das Thema, was dann daraus entsteht, ist sehr komplex. Für jeden Stoff gibt es viele verschiedene Wege. 40 Prozent der Geräte, die wir bis jetzt gesammelt haben, funktionieren übrigens noch. Ob es dafür einen Markt gibt, steht auf einem anderen Blatt. Bei einer elektrischen Zahnbürste ist das nicht ganz so wahrscheinlich wie bei einem Iphone 6.

Unsere Leser fragen sich jetzt sicherlich: Wie verdient ihr eigentlich Geld dabei?

Martin: Mit dem Recycling selbst verdienen wir so gut wie nichts, das deckt gerade die laufenden Kosten. Wir fokussieren uns eher auf das Gutscheinsystem. Die Firmen, die hier mit uns kooperieren, können damit zeigen, dass sie sich für die Umwelt einsetzen und ihre Kunden auf einem neuen Weg erreichen. Dadurch, dass unsere Gutscheine als Belohnung wahrgenommen werden, werden sie auch viel häufiger eingelöst, als normale Gutscheine.

Unternehmer, die das jetzt lesen und sich dafür interessieren, könnten bei sich also auch so eine binee-Kiste aufstellen?

Flo: Genau, das wäre kein Problem. Am besten sind Orte mit viel Laufkundschaft.

Martin: Die Resonanz ist bisher super. Das positive Feedback ist irgendwie auch schon ein Teil der Bezahlung.

Marilu, du präsentierst binee im Rahmen der Startup Safary am Donnerstag im STARTER SPACE in den Höfen am Brühl. Was erwartet die Besucher?

Marilu: Wir laden alle ganz herzlich ein, die sich dafür interessieren, wie man Nachhaltigkeit stärker in ein Unternehmensumfeld integrieren kann. Für Startups ist das noch kein alltägliches Thema. In unserer Präsentation wird es darum gehen, wie sich aus Müll tatsächlich ein „Sexy Thing“ machen lässt.

 

Übrigens steht einer der binee-Sammelbehälter direkt im STARTER SPACE. Falls ihr also zur Leipziger Startup Safary kommt, könnt ihr das System direkt testen und eure alten Elektrogeräte gegen Einkaufsgutscheine tauschen. Neben binee erwarten euch natürlich noch viel mehr spannende Startups und Gründer. Alle Infos zum Programm sowie eure Tickets erhaltet ihr hier.

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aschwerin

Ein Kommentar

  1. Kuhnert, Fritz

    „Mit dem Recycling selbst verdienen wir so gut wie nichts, das deckt gerade die laufenden Kosten. “ Na dann mal weiterhin viel Kraft in der Selbstausbeutung!
    In drei Jahren dürfte der Optimismus ohne Kohle raus sein oder Mutti/Vati finanzieren es (weiter)? Andernfalls besseres Standbein suchen, denn es gibt in LE genug Wertstoffhöfe der Stadt.

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