Mit ein bisschen Abstand sehen die Dinge manchmal plötzlich ganz anders aus. Und oft entdeckt man sogar Details, die vorher gar nicht sichtbar waren. Mit seinen linearen Panoramen gibt uns Jörg Dietrich die Chance, Leipzig und viele andere Städte weltweit aus einer ganz neuen Perspektive zu betrachten. Seit Kurzem sind seine Poster und Drucke von Panorama Streetline auch im STARTER SPACE erhältlich. Ich habe die Gelegenheit genutzt und Jörg mit auf das Dach der Höfe am Brühl genommen, um mehr über das Projekt zu erfahren.
Jörg, auf den ersten Blick ist es für Laien schwer zu sagen, was eure Fotos eigentlich von normalen Panoramen unterscheidet. Erkläre uns das doch mal bitte!
Mit klassischen Panoramen, bei denen man sich auf einen Platz stellt und dann einen Rundblick hat, hat das nicht viel zu tun. Was ich mache, ist zum Beispiel an einem Straßenzug Fotos entlang des Straßenzugs aufzunehmen und diese dann manuell zusammenzusetzen. Ich beschreibe das immer so, dass es ist als ob man eine Straße von allen Punkten gleichzeitig sieht. Als würde man eine Straße entlangspazieren und nicht immer nur den einen Abschnitt sehen, vor dem man steht, sondern das gesamte Bild auf einmal.
Was fasziniert dich daran?
Ein Stück weit ist es ein Zufall, was ich hier mache. Spannend daran finde ich, dass jede Stadtansicht die ich mit dieser Technik erstelle wie eine neue Entdeckung ist. Jeder Straßenzug den ich fotografiere, stelle ich so dar, wie man ihn vorher noch nie gesehen hat. Manchmal arbeite ich tage- oder wochenlang an einer Ansicht. Aber am Ende stehe ich vor etwas, das im Grunde noch nie jemand so gesehen hat. Das bringt mich oft selbst zum Staunen und ich finde es spannend das weiterzugeben.
Du hast quasi nicht diese Verzerrung.
Genau das ist der grundsätzliche technische Unterschied. Bei mir ist die Entfernung zum Gebäude immer gleich, weil ich mich parallel dazu bewege. Dadurch wirken diese Gebäude praktisch korrekter.
Wie bist du auf diese Idee gekommen?
Als dieses Projekt aus dem Herumexperimentieren zu einem wirklichen Projekt geworden ist, habe ich mich mit meinem Website-Programmierer zusammengesetzt und wir haben uns gesagt: Das nennen wir „Streetline“, abgeleitet von „Skyline“ im Sinne einer linearen Darstellung von Straßen. Bei mir war es so, dass ich das einfach in Leipzig umsetzen wollte. Ich stand eines Tages in der Petersstraße und habe mir gedacht: „Irgendwie musst du das doch mal hinkriegen, diese vielfältige Fassaden-Architektur auf einem Bild darzustellen!“
Inzwischen hast du an vielen verschiedenen Orten fotografiert. Welche haben dich besonders beeindruckt?
Viele. Man kann in kleinste Städte kommen und findet immer eine Ecke, bei der man sich denkt wie faszinierend es wäre, zu sehen wie sie aussieht, wenn man sie so darstellt wie ich.
Wie reagieren die Menschen vor Ort darauf?
Ich habe ein T-Shirt, da habe ich mir „invisible“ draufgedruckt. Das will ich nicht wie ein Schild mit mir herumtragen, aber es passt zu meiner Arbeit. Weil ich eher unauffällig bin, wenn ich durch die Straßen laufe und fotografiere. Man macht so sein Ding und die Leute nehmen einen gar nicht so sehr wahr.
Könnte ich dich denn auch buchen, wenn ich z.B. eine Panorama-Aufnahme der Dorfstraße in dem kleinen Örtchen, aus dem ich ursprünglich komme, haben möchte?
Das mache ich sehr gern. Es ist natürlich eine Frage des Aufwandes: Wie weit muss ich reisen, um das Bild zu machen. Wie viel Arbeit bedeutet es, den Straßenzug aufzunehmen. Je länger eine Straße ist, desto mehr Aufwand. Machbar ist das auf jeden Fall, aber es ist sehr individuell. Ich habe schon sehr schöne Dörfer gesehen, in denen an einer Dorfstraße die Häuser wie in einer Reihe standen und da kann man das wunderbar machen.
Um eine richtige Vorstellung der linearen Panoramen von Streetline zu erhalten, lohnt sich ein genauerer Blick. Also, kommt bei uns im STARTERSPACE vorbei und macht euch selbst ein Bild.
Zeigt die Schönheit vieler Städte aus einer ganz besonderen Perspektive.
Tolle Idee und großartige Bilder.
Bin immer wieder beeindruckt von den neuen Blick“winkeln“, die man erhält! Die Bilder sind übrigens auch wunderbare Geschenkideen!
In der Architektur und Restaurierung von denkmalschützten Gebäuden gibt es diese Aufnahmeverfahren schon seit Jahrzenten. Sie werden als Arbeitsgrundlage von technischen Eingriffen und ästhetischen Baumaßnahmen benötigt. Entsprechende Programme, die eine automatische Entzerrung nach mathematischen Methoden vornehmen gibt es ebenso und werden stets weiter entwickelt. Diese Methode ist meiner Meinung nach nichts neues, sondern für die Öffentlichkeit und den Konsum zugänglich gemacht worden. Trotzdem schöne Bilder 😉