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Der Ton macht die Musik

Das Leipziger Startup Exploding Shed bringt kleine Töne groß heraus. Mit ihrer Microphonic Soundbox bieten Manual Richter alias Xabec und Hagen Haacker Künstlern ein einzigartiges Instrument, um selbst feinste Töne auf ganz besondere Art einzufangen. In der Musikszene kommt ihr Produkt richtig gut an. Trotzdem mussten die beiden Gründer auch einige Hürden überwinden und mit Widerständen umgehen. Auf dem Dach der Höfe am Brühl habe ich erfahren, wie es dazu kam und durfte natürlich auch gleich mal lauschen.

Ihr beide habt ganz unterschiedliche Hintergründe – Manuel ist Musiker, Hagen eher technisch versiert. Inwiefern spiegelt euer Produkt eure Persönlichkeit bzw. eure Interessen wider?

M. Von mir steckt vor allem dieser mikroskopische Blick drin. Ich mache lieber kleine Dinge genau als ganz viel Schwammiges.

H: Von mir steckt viel Zeit für die Entwicklung der Schaltung drin, für die Qualität, die nun letztlich dabei herausgekommen ist und für den nahezu rauschfreien Sound.

Könnt ihr für unsere Leser kurz mit eigenen Worten erklären, wie euer Instrument aufgebaut ist und funktioniert?

M. Unsere Soundbox ist ein elektroakustisches Instrument aus Holz, in das zwei Mikrofone eingebaut sind. Diese nehmen den Klang direkt vom Material auf und nicht über die Luft. An das Produkt sind verschiedene Gegenstände angebaut, wie Metallfedern oder Sandpapier, auf dem ich einen Stein bearbeiten kann. Das macht einfach kleine Klänge sehr groß.

Wie sieht eure Zielgruppe aus?

H. Das sind vor allem Kreative, die Sound nicht nur irgendwo synthetisieren möchten, sondern die echte Klänge wollen – z.B. für Musik, Soundteppiche, Hörspiele oder Filmvertonung.

Eure Soundbox sieht schon ziemlich abenteuerlich aus. Wie entstand die Idee dazu?

M. 1997 habe ich angefangen, experimentelle Musik für mich zu erforschen. Damals bin ich auf diese Kontaktmikrophone gekommen. Eines der ersten Instrumente, das ich gebaut habe, war ein Block, an den ich Kontaktmikros und verschiedene Metallgegenstände angebaut habe. Das war im Prinzip dem ganz ähnlich, was hier steht. Das war allerdings eher als temporäre Lösung gedacht, um ein paar Ideen auszuprobieren. Aber im Endeffekt habe ich mich dann doch 20 Jahre damit beschäftigt. Irgendwann habe ich dann gedacht, dass wir unbedingt etwas damit machen müssen, einen Bausatz oder ein Produkt. Das ist einfach ein geiles Ding. Das ist mir 20 Jahre nicht langweilig geworden und das ist was Besonderes.

Wann kam der Punkt, an dem du mit ins Spiel gekommen bist, Hagen?

H. Das war in dem Moment, als es darum ging, den Holzklotz, den Manu seit 20 Jahren auf der Bühne einsetzt, von der Soundkarte, die er genutzt hat, zu befreien und mit einem eigenen Verstärker zu versehen, bzw. im Fall der Microphonic Soundbox mit zwei Verstärkern.

Wann war klar, dass das tatsächlich eine richtig gute Geschäftsidee sein könnte?

M. Wir waren in Berlin auf einer Synthesizer-Messe. Dort haben wir neben den Bausätzen, die wir auch verkaufen, dieses Teil als Prototyp gezeigt – mit dem Effekt, dass niemand mehr unsere Module sehen wollte, sondern alle nur noch auf das Ding fokussiert waren. Ein Video, das ich vorher dazu hochgeladen habe, hatte innerhalb kurzer Zeit sehr viele Views. Die Rückmeldungen, die wir von den Leuten bekommen haben, waren so gut, dass wir merkten, dass wir das jetzt machen müssen – und zwar schnell, denn jetzt haben es auch Leute gesehen.

Gibt es auch Kritik an eurer Soundbox?

H. Ja, es gibt Instrumente, die so ähnlich sind. Es gibt viele Leute, die sowas in der Art gebastelt haben und damit seit Jahren arbeiten, auch ernsthaft. Es gab aber bisher niemanden, der das zu einem in sich geschlossenen Produkt zusammengefügt hat, das auch schnell verfügbar ist. Da gibt es wahrscheinlich schon Leute, die das, was wir tun, auch gern gemacht hätten und sich nun ärgern.

Was ist dann deren Argument?

M. „Das kann doch jeder.“ Aber die haben halt noch kein Produkt gemacht. Bis dahin gibt es tausend Hürden. Aber das sind Details. Im Vergleich zu den positiven Rückmeldungen fällt die Kritik allerdings sehr gering aus.

Wie geht ihr damit um?

M. Im ersten Moment haben wir gedacht: „Uh, jetzt wird’s unangenehm.“ Aber nein, das passiert genau dann, wenn du was Gutes machst. Das zeigt, dass es gut ist. Ab dem Zeitpunkt haben wir uns nicht mehr geärgert.

Die Soundbox der Jungs könnt ihr noch genau eine Woche bei uns im STARTER SPACE anschauen und ausprobieren! Am 16. September schließen wir unseren Popup Store – also nutzt die Chance noch einmal!

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aschwerin

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